In dieser Folge sprechen wir über Kate Mannes Buch Down Girl. In den USA erschien das Buch kurz nach der Wahl Donald Trumps und traf mit seiner Frage nach der Logik der Misogynie einen Nerv. Im letzten Jahr ist das Buch in deutscher Übersetzung erschienen und hat wenig an Aktualität verloren. Jeden Tag versucht in Deutschland ein Mann seine (Ex-)Partnerin zu töten und jeden dritten Tag gelingt ein solcher Mord. Auch Hass und Hetze im Netz treffen Frauen besonders hart, vor allen Dingen dort, wo sie sich öffentlich politisch äußern und ihre Stimmen Einfluss haben. Schließlich wird Care-Arbeit in ihren verschiedenen Formen nach wie vor zu großen Teilen von Frauen verrichtet und Frauen, die hier aus der Rolle fallen, werden regelmäßig härter sanktioniert als Männer. Kate Manne schlägt eine Definition von Misogynie vor, die diese verschiedenen Arten von feindseligem Verhalten gegenüber Frauen als exekutiven Arm innerhalb patriarchaler Herrschaftsverhältnisse begreift. Wir nehmen uns viel Zeit Mannes Begriffssystem zu rekonstruieren und seine Anwendbarkeit und Implikationen zu diskutieren.
Shownotes
0:00:00 Einstiegsanekdote:
- Der Bund, „Der Kadermann empfand Liebesgefühle, die offenbar nicht gegenseitig waren“ (Bezahlschranke).
- Der Bund, „SRG-Verwaltungsrat leitet Untersuchung zu Belästigungsfällen (frei zugänglich).
03:05 Intro: Zur Person Mannes und Down Girl
- Kate Manne – ABOUT
- Ein Porträt Mannes im New Yorker.
- Ein Interview bei What Is It Like to Be a Philosopher?
- Down Girl: The Logic of Misogyny (englischsprachiges Original).
- Down Girl: Die Logik der Misogynie (deutschsprachige Übersetzung).
- Kurze, zugängliche Darstellung der zentralen These des Buches im Boston Review.
- Weitere zugängliche Artikel Mannes zu konkreten Beispielen von Misogynie.
Exposition
03:50 Zur Kritik an der naiven Konzeption von Misogynie und Grundmotivation
- Wikipedia-Eintrag zum Amoklauf von Isla Vista.
- Laurie Pennys Kommentar zur Rolle von Misogynie im Amoklauf.
10:40 Mannes ameliorative Definition von Misogynie und ihr Verhältnis zum Patriarchat
- Zu Sally Haslangers Verständnis ameliorativer Projekte: „What Good Are Our Intuitions? Philosophical Analysis and Social Kinds.“
- Zu Strawsons Begriff reaktiver Einstellungen: „Freedom and Resentment.“
18:40 Verhältnis von Misogynie zu „Himpathy“ und „Entitlement“ / Analyse der Eingangsanekdote
30: 00 Was unterscheidet Misogynie von Sexismus?
41:48 Warum hält sich ein patriarchales System aufrecht?
45:20 Bedarf die Debatte hierzulande der Einführung eines neuen Begriffs?
Diskussion
57:08 Die Funktion von Misogynie: Das Problem funktionaler Erklärungen
- Zur unserem eigenen Verständnis sozialer Funktionen: Social Functions: Metaphysical, Methodological and Normative Perspectives, „Introduction.“
- Ätiologische Theorien (Larry Wright, „Functions“) vs kausale Rolle-Theorien (Robert Cummins, „Functional Analysis“) von Funktionen.
- Ein Beispiel für eine ätiologische Geschichte über das Patriarchat: Friedrich Engels, Der Ursprung der Familie.
1:17:45 Ausblick: Was müssten wir im Anschluss an Manne an den bestehenden Missverhältnissen ändern?
Intro / Outro: Oli Bott am Vibrafon.
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